Verabschiedung von Demis Volpi und Mitgliedern der Compagnie

Es heißt Abschied nehmen

Es gehört zu den guten Traditionen der Ballettfreunde, neue Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie mit einem „Willkommen-Abend“ zu begrüßen. Und ebenso ist es eine lange Tradition, sich von Tänzerinnen und Tänzern in einem angemessenen Rahmen zu verabschieden, wenn sie die Compagnie verlassen.
Der Wechsel in der Ballettdirektion, wie er nun stattgefunden hat, führt stets zu einer umfangreichen Umstrukturierung der Compagnie. Und so waren auf dem diesjährigen Sommerfest viele Menschen zu verabschieden, die uns in den vergangenen Jahren sehr ans Herz gewachsen sind.

Renate Raeune, Stellvertretende Vorsitzende der Ballettfreunde, übernahm erneut die Aufgabe, die Tänzerinnen und Tänzern zu würdigen, die das Ballett am Rhein verlassen.

Aus ihrer Rede zitieren wir Auszüge:

Marco Nestola, Yara Araujo und Samuel Lopez Legaspi:
Ihr seid im letzten Jahr zu uns gekommen, Marco und Yara aus Mailand, wo ihr an der Accademia Teatro alla scala Eure Ausbildung gemacht habt. Düsseldorf war also Eure erste Stelle und nun seid Ihr schon wieder fort. Es war schön Euch kennengelernt zu haben, wir finden es aber auch schade, dass Ihr uns wieder verlasst.
Samuel, Du kommst aus Spanien, aus dem schönen Lugo, bist aber dann nach London gegangen, um dort zu studieren. Du hattest dann ein Stipendium beim Bayrischen Juniorballett, bevor Du nach Düsseldorf kamst. Hier warst Du auch direkt ‚part of the family‘. Du hast uns mit Deiner Choreographie ein besonderes Abschiedsgeschenk gemacht. Dafür unser großer Dank.

Samuel Lopez Legaspi - Marco Nestola - Yara Araujo

Die Spielzeit 2022 war das Jahr der „One and others“, die zu uns kamen!
Andrea Tozza: Ebenfalls von der Schule des Teatro alla Scala kamst Du nach Düsseldorf. Hier hast Du Deine erste Stelle angetreten. Seither stehst Du auf der Bühne und bist ein Gesicht der Vielseitigkeit und unterschiedlichen Persönlichkeiten.
Genauso wie Imogen Walters: Du kommst eigentlich aus Australien, hast aber in Moskau an der Bolshoi- Academy studiert und wechseltest dann nach St.Petersburg bevor Du zu uns ans Ballett am Rhein kamst, wo Du in vielen Produktionen nicht zu übersehen warst.
Joaquin Angelucci: Ebenfalls aus Australien, was bei dem Namen nicht zwingend abzuleiten ist, kam Joaquin. Allerdings nahmst Du den Weg über Neuseeland, München, Gauthier Dance Stuttgart, um zum Ballett am Rhein zu kommen. Hier warst Du sofort unverwechselbar, egal was Du getanzt hast. Und Du hast viele, sehr viele Ballettabende bestritten.
Marta Andreitsiv: Du kamst aus der Junior Company aus Zürich zu uns, hattest aber schon viel Erfahrung gesammelt im klassischen und zeitgenössischen Repertoire, das ging vom Nussknacker bis zu Crystal Pite. Hier in Düsseldorf warst Du sofort ganz da und wir konnten Dein Tanztalent, aber auch Dein Kommunikationstalent in vielen Situationen bewundern.
Jack Bruce: Lieber Jack! Gibt es irgendetwas, was Du nicht kannst? Du kannst tanzen, singen, choreographieren („Scenes by the sea“), fotografieren und und und… Im englischen gibt es dafür den Ausdruck Da Vinci Man … aber halt! Es ist nicht überliefert, dass Da Vinci auch so gut tanzen konnte.

Imogen Walters - Jack Bruce - Joaquin Angelucci - Marta Andreitsiv - Andrea Tozza

Evan l’Hirondelle: Für Dich war das Ballett am Rhein 2020 Deine erste Stelle. Du hast Kanada verlassen und Du hast immer ein Ziel, in Bezug auf Tanz: die Möglichkeiten des menschlichen Körpers in seinen Bewegungen auszutesten, an Grenzen zu kommen. Und das besonders gut. Du wolltest uns mit Deiner Tanzkunst nicht nur beeindrucken, sondern auch berühren. Und das ist Dir in all den Rollen, die Du auf der Bühnen verkörpert hast, in vollem Umfang gelungen. Thank you so much, Evan.
Courtney Skalnik: Auch Courtney Skalnik – gebürtige US-Amerikanerin – ist ebenfalls 2020 aus der kanadischen National Ballet School zu uns gekommen. Auch sie hat einfach mal nach ihrer Ausbildung in Toronto den Kontinent gewechselt, um hier im Ballett am Rhein ihre erste Stelle anzutreten. Ich habe gelesen, dass Du gerne ins Museum gehst, um Dich auf eine Rolle vorzubereiten. Gut, dass wir hier in Düsseldorf und Umgebung so viele Museen haben, denn Du hattest viele neue Rollen in Düsseldorf zu tanzen, von „First Date“ bis „Surrogate Cities“ war eigentlich alles dabei.

Courtney Skalnik - Evan l’Hirondelle

Daniele Bonelli: Düsseldorf Deine erste Stelle, aber Du warst nicht das erste Mal weit von zuhause fort. Schon mit 12 Jahren hast Du allein in Mailand an der Ballettschule angefangen. Hier in Düsseldorf hast du uns von Anfang verzaubert mit Deiner Vielseitigkeit, Deiner präzisen Leichtigkeit, Deinen Charmeoffensiven. Du hast immer wieder einen anderen Daniele gezeigt, nein: Du warst immer wieder eine andere Persönlichkeit und immer brillant. Du verlässt nun Düsseldorf, um nach Hamburg als Solist zu gehen. Herzlichen Glückwunsch.
Miquel Martinez Pedro: Dein Tanzen ist wie Bilder malen! Das durften wir Ballettfreunde in einem besonders intensiven Moment bei der letzten Arbeitsprobe mit Demis erleben. Was Du mit kleinen Hinweisen und Angaben in Bewegung umsetzen kannst, das ist sind schon Bilder, farbige Tanzbilder, die vor den Augen Deiner Zuschauer entstehen. Dass Du hier in Düsseldorf eine ganz besonders große Fanschar hast, das ist Dir hoffentlich nicht verborgen geblieben. Du warst bereits mit 19 für den Faust nominiert. Wir waren alle so stolz Miquel. Du gehst jetzt ans NDT und wir hoffen, dass Du noch manchmal an Düsseldorf zurückdenkst. Wir werden Dich nicht vergessen!

Miquel Martinez Pedro - Daniele Bonelli

Charlotte Kragh: Charlotte, vor vier Jahren kamst Du aus Dortmund zu uns, wo Du zwei Jahre getanzt hast. Du hattest vorher in Hamburg Deine Ausbildung bei John Neumeier beendet. Hier in Düsseldorf hast Du uns mit Deiner strahlenden Präzision sowie Deiner klaren und unangestrengten Art verzaubert, auf der Bühne - aber auch im Leben. Anmutig und selbstbewusst, wandelbar und irgendwie zeitlos, wie ein funkelnder Rubin. Du gehst jetzt zurück nach Hamburg, back to the roots sozusagen. Aber Du kehrst als Solistin zurück. Ich hoffe, Du behältst Düsseldorf in guter Erinnerung – in jeder Hinsicht! Danke, dass Du da warst, Wir wünschen Dir alles Glück.
Futaba Ishizaki: Ebenfalls in Hamburg hat eine Tänzerin ihre Ausbildung bei John Neumeier erhalten, die die vier Jahre hier in Düsseldorf entscheidend geprägt hat. Auch wenn wir kein hierarchisches Ballett sind, so war sie für uns aber schon ein Etoile des Ballett am Rhein. Hier hast Du uns mit Deiner Eleganz, mit Deiner Präzision, mit Deiner Vielseitigkeit, Deiner Anmut und Deiner unermüdlichen Hingabe an den Tanz verzaubert und wir lassen dich nur ungern gehen.
Aber wir freuen uns so sehr für Dich und wünschen Dir für Deine Zukunft weiterhin die wunderbarsten Rollen.

Futaba Ishizaki - Charlotte Kragh

Philip Handschin: Lieber Philip, Deine Vita vor Düsseldorf ist dadurch gekennzeichnet, dass es Dich nach Deiner Ausbildung in Basel in den Norden führte, nach Schweden und nach Finnland. Mit einem Abstecher zwischendurch in Boston. Und dann kamst Du zu Martin Schläpfer und zu uns an den Rhein, nach Düsseldorf. In diesen 14 Jahren wurdest Du „part of the family“. Du warst nicht nur wichtig für die jungen TänzerInnen der Compagnie, sondern auch für die Ballettfreunde. Du hast uns in den letzten Jahren zusammen mit Doris als Compagnie-Sprecher tatkräftig unterstützt und warst immer ansprechbar. Das werden wir vermissen. Dass auch Du einmal von der Bühne gehen würdest, das war eigentlich klar, und so freut es mich besonders, dass Du jetzt nach Hamburg gehst, und zwar als ‚Künstlerischer Produktionskoordinator‘.
Wir wünschen Dir von Herzen alles Liebe. Grüß mir Deine Pflanzen und mach et juut! Du weißt: Niemals geht man so ganz!

Philip Handschin

Mariana Dias Chaix: 2009 kam eine ganz besondere Künstlerin mit Martin Schläpfer zu uns. Mariana Dias. Ihre Stationen bis dahin waren Rio de Janeiro, Houston/Texas, London, Dresden, Leipzig und dann Düsseldorf. Und hier bist Du geblieben, hier hast Du Deinen Lebensmittelpunkt gefunden und auch Dein Zentrum. Du bist für viele Menschen in deiner Umgebung das Zentrum: in der Compagnie, für Deine Familie, auch für uns Ballettfreunde. Als ich Dich im „Final Curtain“ von der Bühne schreiten sah, so selbstbestimmt und Deiner bewusst, ja das war der ganz große Auftritt und Abgang in einem. Das drückte soviel aus: Angekommen in Deiner künstlerischen Arbeit, gehst Du nun den nächsten Schritt als Ballettmeisterin und gibst Deine große Erfahrung und Kunst, Deine Art Dinge zu durchdringen an die nächste Generation weiter. Deshalb ist dieser Abschied kein Abschied, sondern eine große Freude. Wir bedanken uns und verneigen uns vor Dir und freuen uns unglaublich, Dich auch weiterhin hier im Ballett am Rhein erleben zu dürfen. Danke Mariana!“

Mariana Dias Chaix
                                See you all at the BaR!

Soweit Auszüge aus den Würdigungen von Renate Raeune. Aber es waren nicht nur aktive Mitglieder der Compagnie zu verabschieden, sondern auch Menschen, die hinter der Bühne im Balletthaus mit und für die Compagnie tätig waren.

Young Soon Hue lehrte nach einer erfolgreichen Karriere als Tänzerin u.a. unter Uwe Scholz, Heinz Spoerli und Youri Vamos als Tanzpädagogin an der Ballettschule des Ballett am Rhein. Zuletzt tanzte sie 2018 in Martin Schläpfers „Schwanensee“ die böse Stiefmutter. Sie war und ist auch als Choreographin tätig und schuf bislang über 38 erfolgreiche Ballette für Theater auf der ganzen Welt. Nun wechselt sie als Erste Ballettmeisterin an das Ballett der Semperoper in Dresden.

Young Soon Hue

Peter Piterka stammt aus der Slowakei. Er ließ sich nach einer Karriere als Tänzer zum Veranstaltungskaufmann ausbilden, war Probendisponent beim Ballett in Stuttgart und kam als Probendisponent und Assistent der Produktionsleitung mit Demis Volpi nach Düsseldorf. Nun geht er in gleicher Funktion nach Hamburg.
Brent Parolin stammt aus Kanada und kann ebenfalls auf eine erfolgreiche Karriere als Tänzer, Lehrer, Coach und Choreograph zurückblicken. Seit 2020 war er in Düsseldorf als Ballettmeister tätig. In Zukunft will er wieder als freier Künstler für Compagnien in der ganzen Welt tätig werden.

Peter Piterka
Brent Parolin

Natasha Lagunas wurde in Mexico City geboren. Ihre Ausbildung zur Tänzerin absolvierte sie in Kuba und in Moskau bei der Ballettschule des Bolshoi Theaters. Ab 1996 war sie Ballettmeisterin bei der Compañia Nacional de Danza in Mexiko City. Demis Volpi holte sie 2020 in sein Team als Ballettmeisterin. Sie wechselt nun in dieser Funktion nach Hamburg.
Damiano Pettenella erhielt seine Tänzerausbildung am Teatro alla Scala in Mailand. Er tanzte u.a. in Stuttgart, kam 2020 als Leitender Ballettmeister und Leitender Ballettpädagoge ans Ballett am Rhein und geht nun in gleicher Funktion mit Demis Volpi nach Hamburg.

Natasha Lagunas
Damiano Pettenella

Demis Volpi kam 2020 als Nachfolger für Martin Schläpfer als Ballettdirektor und Chefchoreograph nach Düsseldorf.
In einer ausführlichen Rede würdigte unser Ballettfreund Hans-Georg Lohe, damals Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf, die Verdienste von Demis Volpi in seiner Zeit am Ballett am Rhein.

Hier ein Auszug aus der Würdigung:

„Lieber Demis,
Du standst vor großen Herausforderungen, musstest Tänzerinnen und Tänzer auswählen, eine Compagnie neu formen, eine Compagnie, die zunächst nicht zusammen trainieren oder proben konnte. Gleichwohl hast Du Bemerkenswertes in der Pandemie auf die Bühne gebracht. In mehrteiligen, oftmals faszinierenden Abenden hast Du teils das klassische Ballett weiterentwickelt, aber auch neue Wege ausprobiert, herausragende Gastchoreographen eingeladen und das Publikum für Dich gewonnen.
Nun geht Dein Weg weiter, dafür wünsche ich Dir viel Glück, Kraft und Erfolg. Du hast Düsseldorf/Duisburg erobert und das Publikum für Dich gewonnen – und genau dies wünsche ich Dir für Hamburg, wo man neugierig ist auf den inzwischen nicht mehr ganz so jungen Spund. Vier spannungsgeladene Jahre in Düsseldorf/Duisburg – eine viel zu kurze Zeit, für die wir als Ballettfreunde Dir und Euch allen sehr dankbar sind.“

Alle Ballettfreunde schließen sich diesen Wünschen und dem Dank an Demis Volpi gerne an.

Text: Renate Raeune, Axel Weiss; Fotos: Renate Weber-Zangrandi, Erich Kutzera