Die Ballettfreunde haben nicht nur die exklusiv die Möglichkeit, an ausgewählten Arbeitsproben der Compagnie mit den jeweiligen Choreographen und Choreographinnen teilzunehmen, sie erhalten auch profunde Informationen über den Tanz. Erinnert sei hier zum Beispiel an den Vortrag über den Ballettschuh.
Der Titel der Veranstaltung am 4. Februar 2025 lautete schlicht „ABC des klassischen Balletts“. Dahinter verbarg sich eine kurze, aber informative Einführung in die Geschichte des Balletts durch die Dramaturgin Julia Schinke beginnend mit der Entwicklung des Tanzes an den Höfen der Medici in Italien.
Es folgte die Erläuterung des Ablaufs und Aufbaus der sog. Class, also des täglichen Trainings, an dem alle Mitglieder der Compagnie an sechs Tagen in der Woche teilnehmen müssen. Diese Aufgabe hatte Ballettdirektor Raphaël Coumes-Marquet übernommen, der nicht nur aus seiner aktiven Zeit als Tänzer in diversen Compagnien - zuletzt Erster Solist in Dresden, sondern auch als Ballettmeister an der Semper-Oper dieses Training seit über 30 Jahren absolviert. Begonnen hatte er mit 11 Jahren als Ballettschüler an der Pariser Oper.
Das tägliche Training beginnt mit dem Aufwärmen zunächst im Bereich der Füße und Beine.
Raphaël Coumes-Marquet zeigte den Ballettfreunden den genauen Ablauf seines Trainings. Er beginnt mit langsamen Übungen, die immer schwieriger und rascher werden.
Besondere Bedeutung hat das turn-out, die Ausdrehung des Beins im Hüftgelenk.
Die Ausdrehung erlaubt eine höhere Flexibilität und die Ferse „verschwindet“.
Das sind schon Übungen, die selbst den durchtrainierten Raphaël Coumes-Marquet ins Schwitzen brachten.
Er betonte, wie wichtig es für alle TänzerInnen ist, auch während der Ferien das Training Zuhause in der Küche oder am Strand zu absolvieren. Wenn man eine Zeitlang keine Class gemacht habe, müsse man - vor allem im Kopf - wieder von vorn beginnen. Er habe selbst erlebt, wie er nach einer längeren Trainingspause an der Stange gestanden und sich gefragt habe:“Oh Gott, was mache ich hier eigentlich?“
Gerade nach der erzwungenen Pause in der Coronazeit sei es für viele schwierig gewesen, wieder in den alten Trainingsrhythmus zu finden. „Du musst Tänzer sein wollen. Es reicht nicht, nur so zu tun als ob du einer bist.“
Weil Bridget Breiner erkrankt war, wurde vereinbart, dass die Erläuterungen zum „Pairing“ an einem Abend in der nächsten Spielzeit nachgeholt werden sollen. Und dann räumte Raphaël Coumes-Marquet erschöpft und erleichtert die Ballettstange wieder an ihren Platz
Fotos: Erich Kutzera, Renate Weber-Zangrandi; Text: Axel Weiss