Arbeitsprobe zu „Ruß“

Aschenputtel im Pott

Bridget Breiner mit Emilia Peredo Aguirre und Nelson López Garlo

Nach dem erfolgreichen Abend „Signaturen“ unter der neuen Ballettleitung von Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet hat am 6. Dezember „Ruß“ von Bridget Breiner Premiere. Die Uraufführung des Stücks fand im Jahr 2012 in Gelsenkirchen statt. Es war ihr erstes Jahr in Gelsenkirchen und der Ruhrpott war für sie Neuland. Das Stück wurde danach in einer Überarbeitung in Karlsruhe aufgeführt. Bridget Breiner hat sich in diesem Stück mit dem Märchen von Aschenputtel auseinandergesetzt und es mit der Moderne in Verbindung gebracht.

Nami Ito und Kauan Soares

Die Ballettfreunde hatten die Gelegenheit, an einer exklusiven Arbeitsprobe teilzunehmen, in der alle Teile des ersten Aktes zum ersten Mal zusammen zu sehen waren. Vor der Probe sprach Julia Schinke mit Bridget Breiner über die Inspiration zu diesem Stück. Bridget Breiner wollte ein Stück für die tollen Tänzer*innen in Gelsenkirchen finden, mit vielen verschiedenen Rollen. Da lag es nahe, das Märchen aus der Sicht der Stiefschwestern zu erzählen, die immer zu kurz kommen. Livia, die ältere der beiden Stiefschwestern, ist neidisch und eifersüchtig auf Aschenputtel, die hier Clara heißt. Clara ist lebenslustig, tobt herum und wird von allen geliebt. Es geht ihr gut und selbst wenn sie schmutzig ist, strahlt sie vor Glück. Livia kann das nicht verstehen. In der folgenden Probe wurde Livia von Francesca Berruto getanzt, die diese Rolle schon bei der Uraufführung und in Karlsruhe verkörperte. Damit ist Sie eine absolute Expertin des Stücks und half Bridget Breiner an der einen oder anderen Stelle.

Alle Tänzerinnen und Tänzer des ersten Aktes, von denen Bridget Breiner einige noch nicht gesehen hatte, kamen bei der anschließenden Arbeitsprobe zum ersten Mal zusammen. Damit die Ballettfreunde alle Anweisungen hören konnten, wurde Bridget Breiner für die Probe mit einem drahtlosen Mikrofon ausgestattet.

Zwei Welten treffen in der nun beginnenden Arbeitsprobe das erstmals aufeinander. Da ist zuerst die Mutter, dann Livia und ihrer Schwester Sophia sowie der Vater, der verstirbt. Die Familie ist heimatlos, auf der Wanderschaft, in Gefahr des sozialen Abstiegs. Die zweite Welt ist die der Arbeiter, die in groben Arbeitsschuhen im Bergwerk schuften. Dazu erklingen amerikanische Protestlieder aus den 20er und 30er Jahren. Die Stiefmutter trifft Claras Vater, einen Arbeiter. Es entwickelt sich eine Liebe zwischen den beiden und Clara lernt ihre Stiefmutter und ihre Stiefschwestern kennen. Es kommt zur Hochzeit. Während Clara unbekümmert und willensstark erscheint, ist Livia ganz anders. Sie leidet fügsam und ernsthaft unter ihrer strengen Mutter, die ehrgeizige Zukunftspläne für ihre Tochter hat. Mitch, eine von Bridget Breiner erfundene Figur, tröstet Livia. Als der Sohn des örtlichen Industriebarons die Fabrik besucht und die Familie zu einem Ball einlädt, scheinen die Zukunftspläne in Erfüllung zu gehen. Nur Aschenputtel ist nicht eingeladen.

Durch die Übertragung der Stimme von Bridget Breiner bekamen die Ballettfreunde einen lebendigen Eindruck von den Ideen und der Art und Weise, wie sie an das Stück herangegangen ist. Es gibt sehr unterschiedliche Gruppen: die Arbeiter, die grob und stark auftreten, die unbekümmerte Clara, die strenge Stiefmutter, die eifersüchtige Livia.

Die Gegensätze werden durch die Musikauswahl unterstrichen. Neben Protestliedern sind Orchester- und Akkordeonstücke zu hören. Aschenputtel von Johannes Strauß (Sohn) wurde von Marko Kassl für Akkordeon bearbeitet. Der Tanz wechselt zwischen innigem Pax de deux von Vater und Stiefmutter, zarten Annäherungen von Mitch und Livia, frechen Spielen zwischen den Arbeitern und Clara und ihrem Vater, einem rauschenden Hochzeitsfest und zeigt die verschiedenen Gefühle, die der Tanz hervorruft. Das Schuhwerk unterstreicht die Charaktere: die Arbeiter in Arbeitsschuhen, die strenge Stiefmutter in Spitzenschuhen, die Stiefschwestern in Schläppchen und Clara barfuß.

Die Koordination der verschiedenen Teile klappte hervorragend, obwohl es sich um die erste zusammenhängende Probe handelte. Am Ende der Probe gab es verdienten Applaus für Bridget Breiner und die gesamte Compagnie. Die Probe verspricht einen weiteren Ballettabend, der auf jeden Fall sehenswert sein wird und für den man sich rechtzeitig Karten besorgen sollte.

Im Mai wird Ruß auch in Düsseldorf zu sehen sein.
Neu sind jeweils eine Vorstellung in Duisburg und Düsseldorf wochentags um 11.00 Uhr. Für diese Vorstellungen erhalten Schulklassen Karten zum Preis von 5,50 EUR pro Person.

In Düsseldorf gibt es zwei Termine mit Audiodeskription für sehbehinderte Menschen.

Premiere ist am 6. Dezember um 19.30 Uhr im Theater Duisburg.
Die Ballettwerkstatt findet am 2.12. um 17:00 Uhr im Theater Duisburg statt.

Weiter Informationen auf der Seite der Oper am Rhein.

Weiter Termine in Duisburg:
12.12. 11:00h (Sonderpreis Schulklassen)
14.12. 19:30h
22.12. 19:30h
29.12. 19:30h

Termine in Düsseldorf:
09.05. 19:30h (Premiere)
11.05. 18:30h
16.05. 11:00h (Sonderpreis Schulklassen, Audiodeskription)
17.05. 19:30h
21.05. 19:30h
24.05. 19:30h (Audiodeskription)
28.05. 19:30h

Text: Erich Kutzera; Fotos: Daniel Senzek