Hinter den Kulissen

Barbara Stute erklärt das Bühnenbild

Schnürboden, Zugstangen, Punktzüge, Panoramazug, Portalturm, Seitengasse … das ist die Begriffswelt in der sich Barbara Stute bewegt. Martin Schläpfer holte sie nach Düsseldorf als technische Koordinatorin des Balletts am Rhein. Jetzt stehen wir Ballettfreunde mit ihr auf der Bühne des Opernhauses und sie erklärt uns, was hier tagein tagaus vor sich geht.

Das Bühnenbild für die Choreografie „New World“ ist aufgebaut. Remus Sucheana (seine Choreografie „Fantaisies“ kommt gleich zur Aufführung) bespricht letzte Details mit Technikern. Der Tänzer Eric White steht mit uns auf der Bühne und hört zu. Die Tänzerin Sonia Dvorak kommt aus der Maske und dehnt ihre Muskulatur. Wir sind mittendrin in der Bühnenatmosphäre vor einer Vorstellung, die in gut einer Stunde beginnt. Nervosität, Lampenfieber? Keine Spur. Professionalität beherrscht die Szene.

Barbara Stute erzählt in Schlaglichtern von ihrer 20-jährigen Bühnenerfahrung (wir berichten mehr darüber in einer der nächsten Ausgaben der Infopost) und stellt uns aus der hierarchisch gegliederten Technikermannschaft Dirk (Bühneninspektor), Thomas (Beleuchtungsinspektor) und Christian (Maschinerie) vor. Alle drei sind aus technischen Lehrberufen zur Bühne gewechselt, weil ihnen kein anderes Unternehmen eine abwechslungsreichere Aufgabe bieten kann. Die Belange der Künstler technisch umzusetzen, sei immer wieder eine spannende Herausforderung. Klar, da sind auch Schattenseiten: Zeitdruck, oft gibt es angespannte Situationen, die Schichtarbeit begünstigt nicht die sozialen Kontakte.

Und immer wieder geht der Blick nach oben in den Schnürboden (20m hoch!). Da hängen nicht nur Teile der Bühnenbilder für die Vorstellung, da ist, aus dem Zuschauerraum nicht sichtbar, eine gewaltige Technik installiert, Unmengen an Scheinwerfern. Man beginnt zu verstehen, warum 16 Beleuchter beschäftigt werden, obwohl die Bühnenbeleuchtung während der Vorstellung überwiegend computergesteuert ist. Auf Licht- oder Funksignal der Inspizientin wird das Computerprogramm abgefahren, wie es während der Proben aufgezeichnet wurde. Die Verfolger auf die Solotänzer werden nach wie vor per Hand ausgeleuchtet.

Ein Blick hinter die Kulissen der Deutschen Oper am Rhein ist nicht nur spannend, er lässt auch eine Ahnung darüber aufkommen, warum ein Kinoticket preiswerter ist als ein Ballettticket.

Foto: Renate Weber-Zangrandi
Text: Egon Schawe