Auf der Suche nach einer Tänzerin/einem Tänzer

Wer steckt in der Puppe?

In Hélène Blackburns „Coppélia X Machina“ fällt im 1. Akt ein puppenähnliches Wesen aus dem Bühnenhimmel und wird von den Tänzerinnen und Tänzern aufgefangen. Die Gestalt trägt ein fleischfarbenes Kostüm mit einem roten Herzen.
Die Gruppe nimmt das Wesen in ihre Mitte und „spielt“ mit dessen Körper, bewegt Arme und Beine, dreht den Körper hin und her.
Das Wesen scheint ohne eigene Spannung zu sein, ohne Knochen und Muskeln. Seine Extremitäten sind wie aus Gummi, bieten keinen Widerstand gegen die Berührungen und Bewegungen durch die Gruppe. Es ist nicht tot, aber leblos. Real, aber ohne eigene Existenz, ohne eigenen Willen.

„Wie ist es der Puppe möglich, so gar keine Körperspannung aufzubauen?“ fragte Ballett-Scout Elke Böttcher in der Rheinischen Post nach der Premiere des Stücks.

Und viel wichtiger:
Wer tanzt dieses Puppen-Wesen? Welche Tänzerin, welcher Tänzer schafft es, auf der Bühne durch absolut keine Körperspannung Spannung im Publikum aufzubauen?

Die Suche in den Videos und Fotos, die das Ballett am Rhein in den sozialen Medien veröffentlicht hat, hilft nicht weiter. Das auf Instagram veröffentlichte Foto (siehe unten) lässt nicht erkennen, welche Tänzerin/welcher Tänzer es sein könnte. Es lässt sich nicht einmal sicher feststellen, ob es sich um ein weibliches oder ein männliches Wesen handelt. Das Kostüm lässt keine sichere Bestimmung zu. Es ist geschlechtslos.

Auch ein auf Instagram veröffentlichtes Probenvideo lässt keine konkreten Rückschlüsse zu. Der schnelle Videoschnitt und die das Wesen umstehenden anderen TänzerInnen lassen die Frage nach dem „Wer?“ unbeantwortet.

Man kann nur mutmaßen, dass es sich um eine Tänzerin handelt. Erste Vermutungen, dass Marié Shimada die Puppe tanzt, werden (vorläufig) widerlegt durch ein weiteres Foto aus der Orchesterhauptprobe. Dort ist das Wesen in der Mitte der Gruppe zu sehen. Aber ganz links steht Marié als Teil der Gruppe.

Also: wer steckt in der Puppe?

Der Kontakt zu Monika Doll, Pressesprecherin der Oper am Rhein, hilft weiter. Sie mailt ein Bild von der Klavierhauptprobe, auf dem Marié klar zu erkennen ist.

Da das Kostüm zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertiggestellt war, fehlt die Kopfmaske der Puppe und Mariés Haar ist zu sehen.

Nun steht aber noch offen, wer in der Orchesterhauptprobe in dem Kostüm steckte und die Puppe getanzt hat. Auch darauf weiß Monika Doll die Antwort:

„In der Orchesterhauptprobe hat Yoav (Bosidan) den Part ebenso souverän getanzt.“

Jetzt haben wir also zwei Puppendarsteller: Marié und Yoav. Grund genug, die beiden zu bitten, für die Ballettfreunde für ein Foto zu posieren, auf dem sie das Puppenkostüm gemeinsam tragen. Yoav ist in den rechten Arm geschlüpft, während Marié den linken Arm besetzt hält, also die Seite des Herzens.

P.S. Wer bei der Premierenfeier dabei war, dem hat Demis Volpi dort schon verraten, dass Marié den Part der Puppe tanzt.

Text: Axel Weiss; Fotos: Ingo Schäfer/Deutsche Oper am Rhein (3), Svetlana Bednenko (2); Screenshot: Axel Weiss