Reisebericht

Ballettfreunde-Reise nach Berlin

Berlin: die Hansestadt (8000 Einwohner), die kurfürstliche Residenzstadt, die königliche Hauptstadt, die kaiserliche Reichshauptstadt, die Weltstadt der Weimarer Republik, Hitlers Reichshauptstadt, bevor es zur Reichshauptstadt Germania werden konnte, die zerstörte Stadt, die geteilte Stadt, wieder vereint, unsere Bundeshauptstadt (3,5 Mio. Einwohner). Altes mit Neuem vereint, schön. Schaun wir’s uns an …

Freitag 07:30 Uhr, mit köstlichen Krapfen, nein Berlinern, von Eva und Oliver empfangen, Einstimmung auf Berlin. Rinn in den Zug, Korpus verstauen, pünktlich an und ab. Mit Bus und Reiseführer geht’s Richtung Prenzlauer Berg, Bernauer Straße; Mauerreste und Stahlstäbe markieren den Mauerverlauf, der sich wie eine blutige Wunde durch Berlin zog. Stopp: Sehenswürdigkeit kulinarisch, Konnopkes Imbiß unter der S-Bahnbrücke …

„Wat wolln se?” Natürlich Currywurst-Menü und ne Molle (Bier). Ran an den Stehtisch und rein mit der köstlichen Soßen-Wurst. Fußschonend ziehen die Sehenswürdigkeiten am Fenster vorbei: Karl-Marx-Allee, East Side Gallery, die 1316, Checkpoint Charlie, Brandenburger Tor, Gendarmenmarkt, jüdisches Mahnmal, Reichstag, Bundeskanzleramt … Aufnahmefähigkeit erschöpft, Verschnaufpause. Jetzt aber schnell ins Hotel, anhübschen und piekfein zum Staatsballett. „Dornröschen“ – wir sind gespannt.

Bombastisches Ausstattungsstück, so wie sich’s für ein Märchen gehört. O-Ton aus unserer Reisegruppe: das war ein Kulturschock für mich, gegen Schluss schlaffte es ab. Das Berliner Publikum war impulsiv begeistert, feierte die Aufführung. Kritiken? Schnurz piep ejal! Einen Absacker (oder zwei?) beim Italiener gegenüber, dann schneller Schlaf, denn die Nacht war kürzer geworden.

Samstagmorgen, Staatliche Ballettschule mit Gymnasium und Internat. Spannend die Baugeschichte, interessant das gelungene, sich schulischen und tänzerischen Anforderungen anpassende Gebäude-Ensemble.

Rinn in den Bus und wieder zurück zur Deutschen Oper, zum „Foyer de la Danse“, Sitz des Staatsballetts, entstanden in den ehemaligen Opernwerkstätten. Empfang von der stellv. Intendantin, Christiane Theobald, begeisterte Infos – da hängt Herzblut dran. Ein Statement von ihr: „Klassisches Ballett ist wichtig; da kommen Besucher, damit verdienen wir unser Geld!“ Kurzer Blick in die Probensäle (von klassisch grazil bis burschikos modern), Snack in der Opernkantine und ein wunderbarer Vormittag ist zu Ende.

Abends ins Papageno: der Name ist Programm, antiquitätenorientierter Italiener, köstlich. Nach dem Begrüßungs-Prosecco steigt der Geräuschpegel stetig, die Kulinarik-Kommunikation ist in vollem Gange. Nach dem Motto: Lieber’n bißken mehr, aber dafür wat Jutet, is allet knorke.

Pause im Biergarten am Hbf. Snack, dann den Korpus zur Sonne ausgerichtet, dösend die Zeit vertrödeln … Im Zug wird die Kommunikation bei diesem verhalten, bei jenem bleibt sie bewundernswert stetig ungebrochen. Schon hat uns Düsseldorf wieder.

Eva und Rudolf Pospischil

Dank an Eva und Oliver für die professionelle und liebevolle Organisation, ein schöner Mix mit Einblick ins Berliner Ballettleben, sozusagen kulturellkulinarischkommunikativköstlich.